Liebe Pateneltern,
Ich habe von Sr. Klara Maria ein erschütterndes Video über den Bergrutsch in Alausi vor einer Woche erhalten. Alausi ist einer der Städte, in denen die Oblatinen eine Schule betreuen und in der wir Patenkinder unterstützen.
Bitte lesen sie den Brief unten und sehen sie sich das Video an. Im Namen von Sr. Klara Maria bitte ich im ihre Unterstützung.
Mit lieben Grüßen
Anna Mascherbauer
Liebe Freunde!
In der Nacht des vergangenen Sonntags, 26. März 2023, schreckte ein enormer Bergrutsch in Alausí, Provinz Chimborazo, die Bevölkerung aus ihrer Sonntagsruhe. Ein Großteil der Bevölkerung war bereits in ihren Häusern, und einige sogar im Bett. Obwohl die Gefahr seit Wochen bekannt war, hatten bis Sonntag nur wenige Bewohner evakuiert, einerseits, weil ihre Armut es nicht zuließ eine andere Wohnung zu finden, andererseits, weil man die Gefahr nicht wirklich glauben wollte.
Als plötzlich die Erde bebte, war es für viele bereits zu spät aus ihren Häusern zu flüchten. Über 170 Häuser wurden beschädigt oder mit meterhohem Geröll und Erdmassen bedeckt. Groß war die Angst und der Schmerz der überlebenden Menschen. Mit bloßen Händen und Schaufeln versuchte man die verschütteten Menschen in der stockdunklen Nacht zu bergen. Die einzige Lichtquelle waren Taschenlampen oder Handys, da das Stromnetz wie auch die Wasserversorgung kollabierte. Dennoch versuchten die Überlebenden alles Mögliche, um ihre Freunde und Familienmitglieder aus den Erdmassen zu bergen. Da Alausí abgelegen von anderen großen Städten liegt, benötigte es Stunden, bis Hilfe kommen konnte. Der Bergrutsch und die schlechten Straßenbedingungen, besonders jetzt in der Regenzeit, machte dies noch schwieriger, und erst in den Morgenstunden kamen die ersten geschulten Hilfskräfte in Alausí an. In den ersten Stunden konnten, Gott sei Dank, einige Menschen lebend aus den Trümmern oder der Erdmasse geborgen werden. Man spricht von 35 lebend geborgenen Menschen und 38 Verletzten, doch im Laufe der Stunden und Tage wurde die Hoffnung jemanden lebendig zu finden, immer geringer.
Bisher konnten nur 27 Tote geborgen werden, denn viele sind unter 20 Metern Erde und Geröll verschüttet. Offizielle Angaben sprechen von weiteren 75 Verschütteten, die Bewohner von Alausí wissen aber, dass noch mehr als 100 Menschen abgängig sind, was so viel heißt, dass die Zahl der Toten weit über 100 liegen wird. Mehr als 850 Menschen haben bei Verwandten oder Freunden Unterschlupf gefunden und ungefähr 200 Menschen leben in den Notunterkünften, die die Gemeinde Alausí und die Nachbargemeinden zur Verfügung gestellt haben.
Als man Montag früh mit den Bodenanalysen begann, stellte man fest, dass es noch lange keine Sicherheit für die Bewohner von Alausí gibt, denn die Erdfurchen haben sich über andere Berghügel ausgedehnt und man befürchtet in den nächsten 3 bis 6 Monaten einen weiteren, vielleicht noch schlimmeren Erdrutsch als jenen, des vergangenen Sonntags. Augenblicklich, und dieses Mal verpflichtend, wurde ein Großteil der Bevölkerung von Alausí evakuiert, unter anderem die 3 Schulen, die es in Alausí gibt. Auch unser Gymnasium und unsere Ordensgemeinschaft sind davon betroffen. Unser Kloster in dem 9 Schwestern leben und unser Gymnasium mit ungefähr 260 Schüler/innen, liegt, nach den neuen Angaben, im Polygon des Gefahrenbereiches, was für uns alle eine latente Gefahr bedeutet.
Montagmittag haben wir unsere älteren Schwestern, aus Sicherheitsgründen, von Alausí nach Guayaquil gebracht, und die jüngeren Schwestern, die für die Schulleitung unersetzlich sind, mussten, gemeinsam mit einigen unserer Arbeiter, in einer Gemeinschaftsunterkunft Unterschlupf suchen.
Mehr als einer unserer Lehrer, Angestellten und Schüler/innen haben ihr ganzes Hab und Gut verloren oder beweinen ihre vermissten oder bereits als tot erklärten Angehörigen und Freunde. Einige Schüler beklagen mehr als 10 verstorbenen Familienangehörige, andere suchen noch verzweifelt, denn sie möchten wenigstens den Leichnam ihrer Lieben und Freunde finden, um ihn in geweihter Erde, auf einem Friedhof, einzugraben. Die wenigen Menschen von Alausí die weder Sachschaden noch Tote zu beklagen haben, leben ebenfalls in einer ständigen Unruhe wegen der unsicheren Zukunft dieser kleinen und magischen Bergstadt der ecuadorianischen Anden. Ja, Alausí das 2019, wegen seiner Naturschönheit zum „Pueblo mágico“ ernannt wurde, verwandelte sich in wenigen Minuten von der magischen Stadt, zu einer Stadt der Angst und Tränen.
Unsere Ordensgemeinschaft hatte, neben der Schule, in der auch das Kloster untergebracht ist, ein Grundstück von ungefähr 2 Hektar in Pircapamba, einem der Stadtteile die völlig zerstört wurden. Ein kleines Häuschen, das sowohl von unseren Schwestern für ein ruhiges Wochenende genutzt wurde als auch für Einkehrtage unserer Schüler und vor allem als unser Gemüsegarten diente. Unser Getreide und Gemüse züchteten wir in Pircapamba, ebenso war dort der Ort für unsere Hühner und Cuyes. Heute kann man nicht einmal mehr genau erkennen, von wo bis wo hin dieser Grund ging, denn die Meterhohen Erdmassen sehen alle gleich aus, weder Baum noch Haus, und auch kein einziges Tier hat sich der Naturgewalt entziehen können.
Einmal mehr bitte ich Sie alle uns mit Ihren Gebeten und guten Gedanken zu begleiten, und wo Sie können uns auch finanziell unter die Arme zu greifen. Unser Gymnasium ist eine private, katholische Schule die keinerlei staatliche Subvention hat und wir müssen unsere Lehrer selbst bezahlen, was wiederum bedeutet, dass unsere Schüler/innen Schulgeld bezahlen müssen. Wie können wir von Eltern, die alles verloren haben, erwarte das sie bezahlen? Es wäre unmenschlich, nicht wahr! Aber, wie können wir unserem Personal den wohlverdienten Lohn bezahlen wenn wir kein Schulgeld einnehmen können? – Wieder einmal das gleiche Dilemma! – Schon im Voraus ein herzliches Dankeschön für Ihre Unterstützung und seien auch Sie unserer Gebete versichert!
Mit herzlichen Grüßen
Sr. Klara Maria Falzberger