Liebe Freunde
Ja, bald beginnt die Zeit, die uns auf Weihnachten vorbereitet, Zeit, die so viele sentimentale Töne hat, vom Adventmarkt bis zur Roratemesse, vom Lebkuchenbacken bis zur Weihnachtsbeleuchtung. Zeit der Erinnerungen und Sehnsüchte, die in unserem XXI-Jahrhundert aber leider sehr oft falsch interpretiert und gelebt werden. In dieser Vorweihnachtszeit komme ich, wie jedes Jahr, um mich bei Ihnen zu bedanken und Ihnen von uns und unserer aktuellen Situation zu berichten.
Wie „alle Jahre wieder…“ gibt es bei uns in Ecuador leider mehr Probleme, Krisen und Unsicherheiten als Entspannungen und Lösungen. In der Zeit, in der es in anderen Ländern leider viel zu viel regnet, durchleben wir in Ecuador eine der härtesten Dürrezeiten seit mehr als 60 Jahren. Bei uns in Quito hat es seit Juli dieses Jahres vielleicht 5-mal mehr oder weniger stark geregnet, und so ist es im ganzen Land. Ergebnis dieser Dürre sind großflächige Waldbrände, Ernteausfall und große Strom- und Wasserrationierungen.
Da der Großteil der Stromversorgung mit Wasserkraftwerken funktioniert, heißt es bei uns: Kein Wasser - kein Strom. Seit zwei Monaten gibt es Stromkürzungen bis zu 14 Stunden täglich. Viele unserer Kinder und Angestellten verlassen das Haus ohne Strom und finden es auf’s neue ohne Strom vor, wenn sie nach der Schule oder Arbeit nach Hause kommen. Was in sich unangenehm ist, weil man leider immer Strom benötigt - sei es für Beleuchtung, Warmwasser, zum Kochen, Waschen, Bügeln, Computerarbeit, Telefonnetz - wird zu einem riesigen Problem für diejenigen, die aus Gesundheitsgründen auf Elektrizität angewiesen sind. Wenn durch zu lange Stromausfälle (10, 12, 14 Stunden täglich) die Kühlkette unterbrochen wird, verderben nicht nur Lebensmittel, sondern wird auch die Lagerung von lebenswichtigen Medikamenten, wie etwa Insulin, beeinträchtigt, und Menschen, die auf 24-stündige Sauerstoffversorgung oder Heimdialyse angewiesen sind, stehen vor einem sehr großen Problem.
Seit mehr als zwei Monaten leben wir mit dieser Stromreduzierung, in der uns der bisher Strom für mehr als 500 Stunden abgeschaltet wurde, was Millionenverluste in Handel und Industrie erzeugt. Die Handelskammer von Quito schätzt, dass diese Stromausfälle Verluste in Höhe von 7,5 Milliarden US-Dollar verursacht haben. Viele Kleinbetriebe haben Arbeitskräfte entlassen, weil ihr Umsatz es ihnen nicht mehr erlaubt, und das treibt wiederum die Armutsspirale in die Höhe. Auch Verkehrsunfälle, Haushaltsunfälle und vor allem Gewaltdelikte haben in diesen Monaten enorm zugenommen.
Wie sie sehen, wird es heuer bei uns sicher keine große Weihnachtsbeleuchtung geben, auch keine großen Feste, da, wie ich bereits sagte, unsere Wirtschaft und damit die Geldbörse jedes einzelnen sehr geschrumpft ist. Aber dennoch werden sich die Worte, die ich am Anfang meines Briefes schrieb, verwirklichen: „Sie beginnt wieder, die Zeit des Advents, des Wartens und des Hoffens…“ Hier in Ecuador werden wir vielleicht in noch grösser Dunkelheit als sonst, in dieser Erwartung leben, im Warten auf den, der unser Heiland sein will, und noch stärker hoffen, das mit IHM das Licht der Welt in unser Leben kommt. Wir ersehnen Licht, Frieden, Freude, Heil… wir ersehnen den Erlöser, der uns Gottes Liebe in der Gestalt eines Kindes in der Krippe wieder neu erfahren lässt.
Wenn sie einen kleinen Hoffnungsfunken in den Familien Ihrer Patenkinder entfachen möchten, bitte ich sie auch dieses Jahr wieder, uns mit 50,00 U$ zu unterstützen, um damit einen Weihnachtsessenskorb für Ihre Patenfamilien kaufen zu können. Ich kann Ihnen versichern, dass dieser Essenskorb für viele unserer Familien eines der wichtigsten Weihnachtsgeschenke sein wird, das sie teilen und genießen können. Schon jetzt danke ich Ihnen von Herzen für ihre Solidarität mit ihren Patenfamilien, und allen jenen, die leider so oft im Leben zu kurz kommen. Seien Sie der Dankbarkeit und Zuneigung ihrer Patenfamilien und unserer Schwesterngemeinschaft versichert!
Möge die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit uns bereit machen für den, der Kommen wird, in diese unsere Welt und unser Leben. Möge es in und um uns Augenblicke der Erwartung, Hoffnung, Stille und Einkehr geben, die unser Herz öffnen und es empfindsam und glaubend machen, damit das Geheimnis der Weihnacht geschehen kann und Liebe, Licht und Frieden der Grund unseres Daseins werden.
Frohe Weihnachten und Gottes Schutz und Segen für 2025
Schwester Klara Maria Falzberger OSFS |